Roland Liebl spricht an Allerheiligen auf dem Friedhof in Steinheim. Steinheims Bürgermeister Thomas Winterhalter und Roland Liebl legen einen Kranz am Gedenkkreuz nieder. Wie in jedem Jahr trifft sich hier die Böhmerwaldgruppe Murr/Steinheim. Die Erinnerung geht zurück an die Opfer der Weltkriege und ganz aktuell an die heute weltweit Millionen von Menschen auf der Flucht vor Krieg und Bürgerkrieg.

Wir treffen uns heute zum Gedenken an unsere Toten, die wir auf den Friedhöfen in unserer Heimat zurück lassen mußten.
Wir gedenken an die Gefallenen beider Weltkriege.
An die Opfer der Gewaltherrschaft.
An die Opfer von Flucht und Vertreibung aus unserer Heimat.
Und an unsere Toten, welche auf den Friedhöfen hier in Steinheim, im Bottwartal oder anderswo ihre letzte Ruhe gefunden haben.
Sehr geehrter Herr Bürgermeister, liebe Landsleute,
auch heute sind weltweit Millionen von Menschen auf der Flucht vor Kriegen und Bürgerkriegen. Auch deren Toten wollen wir hier gedenken.
Die Türkei und Jordanien haben Millionen Menschen aus Syrien aufgenommen. Der Türkei und Jordanien sei Dank dafür.
Aber auch das Land Polen hat aus der Ukraine fast eine Million Menschen aufgenommen und duldet diese. Das ist eine Tatsache, die fast wenig bekannt ist. Auch das ist ein Beispiel guter Nachbarschaft.
Im Buch „Von der Notkirche zur Gemeinde“ des Dekanats Waiblingen heißt es im Vorwort vom damaligen Dekan Josef Schuster aus Schorndorf:
Als die Heimatvertriebenen mit wenigen Habseligkeiten Hals über Kopf aus dem Hause gejagt oder zur Flucht genötigt wurden, war das für sie wie ein Weltuntergang.
Sie fragten sich, wo werden wir ankommen? Wie werden wir empfangen? Was wird uns erwarten? Wann können wir wieder heim?
Hier angekommen wurden sie eingewiesen. Eingewiesen zuerst in Lager in unbekannter Umgebung. Dann in Häuser bei fremden Menschen.
Einige wurden liebevoll aufgenommen. Andere bekamen sehr unangenehm die Abneigung und die fehlende Bereitschaft zu spüren, vom Wohnraum etwas abzutreten. Es gab Erfahrungen, die Pfarrchroniken berichten davon, die im krassen Gegensatz zur christlichen Überzeugung standen.
Aber mit Fleiß und Ausdauer gelang es den Heimatvertriebenen etwas aufzubauen. Das Leben anpacken, nicht nur weil gar nichts anderes übrig blieb, sondern weil das auch der angelernten mitgebrachten Erfahrung entsprach. Das darf mit hohem Respekt festgestellt werden. So Dekan Josef Schuster.
Wir haben uns heute hier wieder versammelt und haben zum Gedenken an unsere Toten einen Kranz niedergelegt.
Roland Liebl 2019